Down To Mars Girl

Heute unterhielt ich mich mit einer Freundin über Kindesväter. Alleinerziehenden-Fachgespräche, sozusagen. Über den Vater ihres älteren Sohnes meinte sie, mit ihm laufe alles vergleichsweise prima, vor allem "seit er dieses Jahr so gut auf sein neues Antidepressivum eingestellt ist". Ja, klar! Bemerkenswert lediglich, daß das keine besonders bemerkenswerte Feststellung war. So läuft das nämlich. Die Hälfte meiner Freunde sind entweder auf irgendwelchen Pillen, oder haben Depressionen. Oder waren bzw. hatten. Man tauscht Erfahrungen über Nebenwirkungen und Klinikaufenthalte aus wie andere Leute Kochrezepte. Sind wir alle gestört oder was? Bin ich einfach ein Loser und umgeben von ebensolchen? Not at all! Wir sind: gut "ausgebildet", gerne "hochbegabt", gerne aus "guten Verhältnissen", wir waren alle fett und rosig. Und ja, manche von uns haben richtig tolle Jobs.

Leiden wir unter den Versprechungen, die man uns in den schönen Siebzigern machte? Reden hilft, warum Haß und Gewalt, wir haben doch die soziale Marktwirtschaft... und die Gerechtigkeit wird siegen...lass uns nochmal drüber reden....

Ja, ich fühle mich immer noch betrogen! Wo ist sie denn hingekommen, die Welt des Wahren Schönen Guten, für die wir uns jahrelang zum Affen machen sollten? Everything goes? Garnichts geht, wenn man an diesen Mist glaubt! Klammheimlich haben sich die sogenannten Cleveren ihre Schäfchen zusammengerafft und ins Trockene gestellt... und dann verkündeten sie hohnlächelnd, die fetten Jahre seien vorbei, und jeder möge doch sehen, wo er bleibt. Und wißt Ihr was? Genau das machen wir. Und zwar auf unsere Art. Ihr werft uns die Hartz-Brocken hin? Wir würzen nach. System/Pillen/Leben-Balance.

Nö, wir sind kein bißchen gestört. Total verstört, das schon. Wäre jeder fühlende Mensch. Wäre jeder vernünftige Mensch. Wäre jeder vernünftige Mensch!